Warum schnarchen wir und was hilft? Ursachen, Symptome und Therapie – Hausmittel, Schiene oder OP?

Lautes Schnarchen geht auf die Nerven. Die nächtliche Geräuschkulisse ist aber nicht immer nur eine störende Eigenart, Schnarchen kann auch ein wichtiges Symptom für eine gefährliche Atemstörung sein. Ist das nächtliche Sägen laut und unregelmäßig, von längeren Pausen der Atmung und von explosionsartigen Schnarchern unterbrochen, handelt es sich vermutlich um ein Schlafapnoe-Syndrom, das bis zu 400 mal pro Nacht zu einem Atemstillstand (Apnoe) führen kann.

Schlafapnoe

Daraus folgt jeweils ein akuter Sauerstoffmangel im Körper, der den Blutdruck in die Höhe treibt. Die Betroffenen leiden tagsüber nicht nur unter extremer Einschlafneigung, sie laufen auch Gefahr, vorzeitig durch Herzinfarkt oder Schlaganfall zur sterben. Die Lebenserwartung ist deutlich verkürzt. Schlafmediziner fordern deshalb, dass jeder Verdacht auf ein Schlafapnoe-Syndrom gründlich abgeklärt werden muss.

Ursachen & Risikofaktoren

Das Schlafapnoe-Syndrom betrifft in der Regel übergewichtige Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Männer sind etwa 10 mal häufiger betroffen als Frauen; meist handelt es sich um heftige Schnarcher. Tritt ein Schlafapnoe-Syndrom bereits im Kindesalter auf, kann es zu körperlichen und geistigen Entwicklungsverzögerungen, sowie Verhaltensauffälligkeiten führen .

Grundsätzlich existieren zwei Formen der Schlafapnoe:

Beim zentralen Schlafapnoe-Syndrom liegt eine Störung des Atemantriebs im Gehirn vor (zentrale oder nicht-obstruktive Schlafapnoe). Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist hingegen die Folge der Verlegung (Obstruktion) der Atemwege durch Erschlaffung der Schluckmuskeln bzw. der Rachenwände bei der Einatmung. Es zeichnet sich dadurch aus, dass die Aktivität der Atmungsmuskulatur in der Atempause fortbesteht. Bei 9 von 10 Betroffenen mit Schlafapnoe-Syndrom ist die Erkrankung ein Zusammenspiel aus zentralen und obstruktiven Elementen.
Es gibt anatomischen Besonderheiten im Nasen-Rachenraum, die ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom begünstigen. Dazu gehören ein großes Gaumensegel, eine übermäßig große Zunge oder Mandeln (Tonsillenhyperplasie) sowie Nasenpolypen oder auch eine stark gekrümmte Nasenscheidewand.

Krankheitsbild

Menschen mit Schlafapnoe-Syndrom leiden tagsüber unter starker Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen und verminderter körperlich-geistiger Leistungsfähigkeit. Die typischen Tagessymptome entstehen dadurch, dass den wiederkehrenden nächtlichen Atemstillständen jeweils eine kleine Weckreaktion (sog. Micro-arousal) folgt. Durch die Zerstückelung (Fragmentierung) des Schlafes ist die Nachtruhe wenig erholsam, die Patienten fühlen sich nach dem Erwachen „wie gerädert“.

In der Nacht selbst kann es zu körperlicher Unruhe, plötzlichem Aufwachen mit Luftnot und zu nächtlichem Harndrang kommen. Die Betroffenen klagen oft über Nachtschweiß, sowie morgendliche Kopfschmerzen und Mundtrockenheit. Atempausen, die nur während der kurzen Einschlafphase auftreten, haben meist keinen Krankheitswert! Alkohol, Zigaretten und verschiedene Medikamente (z.B. Beruhigungsmittel Info, Neuroleptika Info, Schlafmittel Info und Betablocker) verstärken die Symptome.

INFO Beruhigungsmittel (Tranquillantien)
Mittel, die beruhigend wirken, übermäßige Angst und Spannungen lösen, einen Zustand der Ausgeglichenheit hervorrufen und dabei das Denkvermögen und die Leistungsfähigkeit möglichst wenig beeinflussen.

 

INFO Neuroleptika
Mittel, die einen Zustand einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber der Umwelt auslösen und die psychische Erregbarkeit vermindern. Gleichzeitig werden innere Spannungen und Ängste gelöst, der Antrieb wird reduziert. Ihre Wirkung ist darüber hinaus dämpfend und beruhigend, ohne dass das Bewusstsein und die intellektuellen Fähigkeiten wesentlich beeinflusst werden. Sie werden überwiegend bei Menschen, die an Psychosen, wie z.B. Schizophrenie, leiden, angewandt

INFO Schlafmittel
Mittel zur Behandlung von Schlafstörungen. Man unterscheidet Mittel mit einer kurzen Wirkungsdauer und einem schnellen Wirkungseintritt, die als Einschlafmittel zur Anwendung kommen, von Mitteln längerer Wirkungsdauer, die als Durchschlafmittel angewandt werden. Schlafmittel verändern meist das natürlichen Schlafmuster und führen häufig zu Missbrauch. Sie sollten daher nur zeitlich begrenzt angewandt werden.

Auswirkungen

Neben den unmittelbaren Auswirkungen auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit ist der Patient mit Schlafapnoe-Syndrom besonders im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems gefährdet. Häufig werden nächtliche Herzrhythmusstörungen (Bradykardie, ventrikuläre Extrasystolen) beobachtet. Durch den Atemstillstand sinkt jeweils die Sauerstoffkonzentration im Blut und als Reflex darauf (Ausschüttung von Stresshormonen) erhöht sich der Blutdruck. Diese Reaktion kann sich bei unbehandeltem Schlafapnoe-Syndrom einschleifen, so dass die Blutdrucksteigerung später auch am Tage erhalten bleibt und zur regelrechten Hochdruckerkrankung (Hypertonie) führt.

Gerade in Verbindung mit dem oft anzutreffenden Übergewicht besteht bei Schlafapnoe-Syndrom ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben. Bei Patienten mit Verengung der Herzkranzgefäße (Koronare Herzerkrankung = KHK) kann es zu nächtlichen Anfällen von Brustenge (Angina pectoris) und zum plötzlichen Herztod kommen.

Das Spektrum der Folgesymptome reicht von Impotenz über Persönlichkeitsveränderungen bis hin zu psychischen Störungen wie Depressionen. Eine besondere Gefahr für den Patienten und andere besteht durch regelrechte Schlafanfälle (Sekundenschlaf), z.B. beim Autofahren. Tatsächlich sind Menschen mit Schlafapnoe-Syndrom häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt als gesunde Personen. Die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr kann durch die Erkrankung eingeschränkt sein.

Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom und ausgeprägten Tagessymptomen sind im Berufsleben durch Dauermüdigkeit und Leistungsabfall oft mit erheblichen Problemen konfrontiert.

Erkennung & Untersuchungen

Oft geben die Partner der Patienten den ersten Anstoß, in dem sie sich über das laute und unregelmäßige Schnarchen beklagen. Die Diagnose einer behandlungsbedürftigen Schlafapnoe ist gerechtfertigt, wenn es in einer Stunde zu mehr als 10 Atempausen mit einer Dauer zwischen 10 Sekunden und 2 Minuten kommt. Weniger als 5 Apnoe-Phasen pro Stunde gelten als nicht krankhaft. Von einer Minderatmung (Hypopnoe) wird gesprochen, wenn die Atmung im Vergleich zum Wachzustand um mindestens 50% verringert ist.

Neben der allgemeinen Untersuchung des Gesundheitszustandes einschließlich Körpergewicht und Blutdruck werden Blutuntersuchungen zum Ausschluss anderer Erkrankungen wie z.B. einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) durchgeführt. Lungenfunktionsprüfungen oder eine Röntgenaufnahme der Atmungsorgane dienen der Feststellung von Lungenerkrankungen. Im EKG und Langzeit-EKG wird nach Herzrhythmusstörungen und Zeichen der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) gefahndet. Im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich wird nach anatomischen Besonderheiten gesucht, die das Schnarchen begünstigen.

Die in reiner Form recht seltene zentrale Schlafapnoe, die durch den periodischen Ausfall von Meldeeinrichtungen im Gehirn (Chemorzeptoren) zustande kommt, muss ausgeschlossen werden. Die Schwere der Erkrankung kann am besten im Schlaflabor durch eine ambulante Schlafüberwachung abgeklärt werden. Dabei werden Atemtätigkeit und Sauerstoffanreicherung des Blutes elektronisch aufgezeichnet. Zusätzlich können die Herztätigkeit, der Blutdruck und die Gehirnaktivität im Rahmen einer Polysomnographie registriert werden. Ein vielfach verwendetes Maß für die Krankheitsschwere ist der sogenannte Apnoe-/Hypopnoe-Index, der angibt, zu wie vielen Atemstillständen es pro Stunde kommt.

Therapie

Die erste Maßnahme bei Feststellung einer Schlafapnoe ist die Änderung der Schlafposition. Der Oberkörper sollte hochgelagert werden. Die Seitenposition ist der Rückenlage vorzuziehen.

Einfache Hausmittel

Selbstverständlich sollten alle das Schlafapnoe-Syndrom verstärkende Faktoren wie langes Aufbleiben, Nikotin- und Alkoholkonsum, entsprechende Medikamente, etc. nach Möglichkeit reduziert werden. Zur Basisbehandlung gehört auch die Verbesserung der „Schlafhygiene“: geregelte Schlafzeiten, ruhiger, abgedunkelter Raum, die Einrichtung einer „Zu-Bett-Geh-Zeremonie“, etc. fördern den erholsamen Schlaf. Bei Übergewichtigen sollte eine Gewichtsabnahme angestrebt werden.
Bei bis zu einem Drittel der Patienten ist die Behandlung mit atmungsstimulierenden Mitteln wie z.B. Theophyllin erfolgreich.

Ferner kann die Erkrankung durch das nächtliche Anlegen einer Art Prothese (Esmarch-Schiene) gebessert werden, durch die der Unterkiefer um einige Millimeter nach vorn gezogen wird. In schweren Fällen kommt die Atemhilfe mit einem medizintechnischen Gerät zum Einsatz. Durch die nasale Überdruckbeatmung (nasal continuous positive airway pressure = nCPAP) mittels Atemmaske werden die Rachenwände vor dem Zusammenfallen während der Einatmung bewahrt. Viele Symptome des Schlafapnoe-Syndroms, insbesondere die Tagesmüdigkeit, gehen durch diese Therapie bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten drastisch zurück.

Schnarchen OP

Sind Anomalien im HNO-Bereich für die Atemwegsverlegung (mit-) verantwortlich sind, können diese durch entsprechende Operationen korrigiert werden. Häufig durchgeführte Weichteilkorrekturen sind das Entfernen der Rachenmandeln (Adenektomie bzw. Adenotomie), das Entfernen der Gaumenmandeln (Tonsillektomie) und die Korrektur des Gaumenzäpfchens (Uvulopalatopharyngoplastik = UPPP)

Häufige Fragen

Mein Mann schnarcht während der ganzen Nacht sehr laut und unregelmäßig. Leidet er unter Schlafapnoe?

Eine Schlafapnoe kann nur durch eine eingehende Untersuchung durch den Arzt festgestellt werden. Ihr Mann sollte daher unbedingt einen Arzt aufsuchen. Er wird Ihren Mann eingehend untersuchen und gegebenenfalls eine ambulante Schlafüberwachung einleiten, um eine Erkrankung an Schlafapnoe feststellen zu können.

Mein Sohn (5 Jahre) schnarcht nachts oft unregelmäßig Muss ich mit ihm zum Kinderarzt?

Sie sollten Ihren Sohn auf jeden Fall vom Kinderarzt untersuchen lassen, um mögliche Entwicklungsstörungen zu vermeiden. Er kann Ihren Sohn z.B. auf Veränderungen im HNO-Bereich untersuchen. Häufig sind bei Kindern im Vorschulalter die Mandeln vergrößert. Ob weitere Behandlungen erforderlich sind, wird Ihr Arzt aufgrund seiner Untersuchungsergebnisse mit Ihnen besprechen.

Wichtige Adressen

Fachverband Schlafapnoe/Chronische Schlafstörungen
im Sozialverband VdK Deutschland
Wurzerstr. 4a
53175 Bonn
Tel. 0228 820930
Fax 0228 8209346

Bundesverband Schlafapnoe Deutschland
Deipenbecktal 171
45289 Essen
Tel. 0201 570657
Fax 0201 572798

Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin eV
c/o Hephata-Klinik
Schimmelpfengstr. 2
34613 Schwalmstadt-Treysa
Tel. 06691 2733
Fax 06691 2823

Selbsthilfegruppe Schlafapnoe/Chronische Schlafstörungen e.V.
Halluinstrasse 29
45739 Oer-Erkenschwick
Tel. 02368 54700
Fax 02368 54700

Atmung im Schlaf – Zusammenschluß selbstständiger Selbsthilfegruppen im Verbund Deutscher Selbsthilfen in der Schlafmedizin
Linneper Weg 44
40885 Ratingen
Tel. 0201 570657 und 0202 408917
Fax 0201 572798 und 0202 408917