Blasenentzündung: Ursachen, Dauer, Behandlung & Vorbeugen

Ein ständiger Harndrang – aber dann ist nur wenig Urin da – das ist häufig ein erstes Zeichen für eine Blasenentzündung. Schließlich schmerzt es, Wasser zu lassen. Eine Blasenentzündung ist lästig und unangenehm. Besonders betroffen sind Frauen und ältere Männer. Blasenentzündungen sind die häufigste Ursache für vorübergehende Arbeitsunfähigkeit von Frauen.

Ursachen & Risikofaktoren

Eine Blasenentzündung entsteht, wenn in den unteren Teil der ableitenden Harnwege (Harnröhre und Blase) pathogene Bakterien gelangen, die dann eine Entzündung der Blase verursachen. Es kommt zu einer Ansiedlung und Vermehrung von Bakterien in der ursprünglich keimfreien Harnblase. Zu dieser „Verschmutzung“ kommt es aus verschiedenen Gründen. Meist liegt eine sog. aufsteigende Infektion vor, bei der Bakterien durch die Harnröhre in die Blase gelangen. Ursache kann eine falsche Analhygiene sein, aber auch nach häufigem sexuellen Verkehr, durch eine Scheidenentzündung oder durch einen über Tage liegenden Blasenkatheter kann es zur Blasenentzündung kommen. Unterkühlung begünstigt eine Infektion der Blase.

Das Problem der Blasenentzündung betrifft überwiegend Frauen. Das liegt einerseits an der viel kürzeren Harnröhre (ca. 5cm) und andererseits an ihrer Nähe zum Anus. Durch den kürzeren Weg können Bakterien, die oft aus dem Darm stammen, sehr viel leichter in die Blase aufsteigen und so eine Entzündung verursachen. Da in der Blase ein feuchtes und warmes Milieu herrscht, ist sie ein optimaler Ort für eine Vermehrung der Bakterien.

Im Erwachsenenalter sind bei Frauen die Schwangerschaft und der Zeitraum unmittelbar nach der Geburt besonders gefährdete Zeiträume. Ein aktives Sexualleben ist ebenfalls ein „Risiko“ für Blasenentzündungen – „Honeymoon-Zystitis“ (Achtung Flitterwöchner!). Die Anzahl der betroffenen Frauen steigt mit zunehmenden Alter.

Ältere Männer leiden häufig an einer Prostatavergrößerung. Dadurch ist der Harnabfluß erschwert, es resultiert ein Harnrückstau in der Blase, der zu einer Vermehrung der Bakterien und auf diesem Weg ebenfalls zu einer Blasenentzündung führt. Es besteht die Gefahr einer Nierenbeckenentzündung , bei der die Keime über die Harnleiter aufsteigen, was im schlimmsten Fall zum Funktionsausfall der Nieren führen kann.

Kommt es zu einem Harnstau durch Verlegung der ableitenden Harnwege, wie z.B. durch Nieren- und Harnleitersteine führt das ebenfalls zu einer Infektion. Eine geschwächte Immunabwehr kann zu ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen führen. In selteneren Fällen liegt eine Fehlbildung der Harnwege vor, durch die es zu Abflußbehinderungen kommt, die eine Infektion begünstigen.
Etwa 5% der erwachsenen Frauen scheiden ständig Bakterien mit ihrem Urin aus, ohne dass sie Krankheitszeichen verspüren (asymptomatische Bakteriurie). Jede 2. Frau erkrankt einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger der Blasenentzündung ist das Bakterium Eschericia coli (E. coli), das vor allem im Enddarm vorkommt.

INFO asymptomatische Bakteriurie
Bei der asymptomatischen Bakteriurie werden Bakterien mit dem Harn ausgeschieden, ohne dass Krankheitszeichen auftreten. Wichtig ist, dass der Urin sauber gewonnen wird, d.h. dass keine Bakterien während der Urinabgabe hinein gelangen. Normalerweise wird eine solche Bakteriurie nicht behandelt, Ausnahmen sind junge Kinder und Schwangere.

Krankheitsbild

Ständiger Harndrang und brennende Schmerzen beim Wasserlassen sind die ersten Anzeichen. Dabei können nur geringe Mengen an Urin gelassen werden. Der Harndrang ist bei vielen Frauen auch das einzige Symptom einer ungefährlichen Blasenentzündung. Trotzdem sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen. Legt sich ein rötlicher Schleier über den Urin, findet man rote Blutkörperchen im Urin, die auf eine deutliche Entzündung der Blasenschleimhaut deuten. Auf jeden Fall sollte eine Urinuntersuchung veranlasst werden. Nach dem Befund richtet sich die Behandlung. Körperliche Signale wie Fieber, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit sind Hinweise auf eine schwere Infektion, die sich bereits auf das Nierenbecken ausgedehnt hat.

Auswirkungen

Die akute Blasenentzündung kann bei gehäuftem Auftreten in eine chronische Form übergehen. Eine mögliche Komplikation dieser Erkrankung ist eine Nierenbeckenentzündung. Komplikationen in Form von Nierenerkrankungen sind zwar verhältnismäßig selten, sollten aber darauf hinweisen, dass eine Blasenentzündung ernst zu nehmen ist. 30% der Schwangeren mit einer unbehandelten Blasenentzündung erkranken während der Schwangerschaft an einer akuten Nierenbeckenentzündung. Deshalb erfolgt bei Schwangeren immer auch die Behandlung einer asymptomatische Bakteriurie.

asymptomatische Bakteriurie

Bei der asymptomatischen Bakteriurie werden Bakterien mit dem Harn ausgeschieden, ohne dass Krankheitszeichen auftreten. Wichtig ist, dass der Urin sauber gewonnen wird, d.h. dass keine Bakterien während der Urinabgabe hinein gelangen. Normalerweise wird eine solche Bakteriurie nicht behandelt, Ausnahmen sind junge Kinder und Schwangere.

Erkennung & Untersuchungen

Oft sind die typischen Krankheitszeichen, wie ständiger Harndrang und starkes Brennen beim Wasserlassen, für eine Diagnose ausreichend. Zusätzliche Hinweise geben ein flockiger, unangenehm riechender Urin. In jedem Fall wird eine Urinuntersuchung durchgeführt. Mit einem Teststreifen kann man rote Blutkörperchen und Bakterien leicht feststellen. Um eine optimale Behandlung mit Antibiotika durchführen zu können, wird eine Urinprobe in ein Labor eingeschickt. Dort werden die Bakterien, die die Entzündung verursacht haben, identifiziert. Die Behandlung wird gegebenenfalls aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse umgestellt.

Therapie & Dauer

Eine Blasenentzündung, die keine Beschwerden verursacht, muss nur bei schwangeren Patientinnen und Kindern behandelt werden, da bei diesen Patienten die Gefahr für eine Nierenbeckenentzündung relativ groß ist. Alle Patienten mit einer Blasenentzündung sollten in erster Linie reichlich trinken. So werden Bakterien mit speziellem Blasentee aus der Harnblase „ausgespült“. Die Anwendung von Blasentees sollte aber nicht länger als zwei Wochen dauern. Bärentraubenblättertee und Tee aus Birkenblättern haben neben der harntreibenden auch noch eine desinfizierende Wirkung. Der Genuß sollte sich auf 2-3 Tassen pro Tag beschränken.Brennessel- und Hagebuttentee sind in unbegrenzten Mengen zu empfehlen. Auf Kaffee und Schwarztee muß grundsätzlich verzichtet werden, da diese die Blase zusätzlich reizen. Vermeiden Sie Alkohol und begrenzen Sie die Eiweißzufuhr!

In leichten Fällen läßt sich eine solche Entzündung mit warmen Kompressen und einer Wärmflasche gut behandeln. Zusätzlich sind beruhigende und desinfizierende Sitzbäder mit Meersalz, Calendulatinktur, Kamille und Zinnkraut empfehlenswert.

  • Meersalz: 200g pro Sitzbad
  • Calendula (Ringelblume): soviel dem Badewasser zusetzen, bis es sich leicht verfärbt
  • Zinnkraut: zwei Hand voll mit einem Liter Wasser 20 Minuten kochen lassen
  • Kamille: 50g mit einem Liter kochenden Wasser aufgießen

Bei Schmerzen können krampflösende Mittel verordnet werden.

Bei stechendem Brennen beim Wasserlassen, kann man jede Stunde einen gestrichenen Teelöffel Hausnatron für einen Zeitraum über 4h einnehmen. Dadurch wird der saure Harn neutralisiert. Herzpatienten sollten vor der Anwendung ihren Arzt zu Rate ziehen.

Manchmal ist jedoch eine Behandlung mit Antibiotika unvermeidlich. Eine unkomplizierte Blasenentzündung wird meist durch eine Einmal-Dosis-Therapie behandelt (evtl. auch zweitägige Therapie). Bei komplizierteren Fällen beginnt man erst eine „kalkulierte“ Anbehandlung, d.h. mit bewährten Mitteln, ohne den genauen Erreger zu kennen. Kennt man durch die Ergebnisse aus dem Labor das Bakterium genau, das den Harnwegsinfekt verursacht hat, kann die Antibiotikatherapie, falls notwendig, umgestellt werden.
Darauf achtet Ihr Arzt, bevor er Ihnen Antibiotika verschreibt:

  • Mögliche Allergien Ihrerseits
  • Nebenwirkungen und Gegenanzeigen, die mit anderen Ihrer Krankheiten zu beachten sind

Vorsorge

Trinken Sie ausreichend, damit beugen Sie am besten vor (wenigstens 2l pro Tag). Vermeiden Sie schwarzen Tee und Kaffee – das reizt Blase und Nieren. Trinken Sie reichlich Orangensaft und nehmen Vitamin C zu sich.

Frauen, die zu Blasenentzündungen neigen, sollten nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren. Achtung, beim Säubern der Scheide (auf der Toilette, beim Waschen) stets von vorn nach hinten vorgehen. Vermeiden Sie aber übermäßige Genitalhygiene, und benutzen Sie keine aggressiven Intimsprays, da sie den körpereigenen Schutzfilm der Haut unterbrechen und so eine Infektion begünstigen. Auch enge Hosen und Unterwäsche aus Kunstfasern können zu einer Wanderung der Bakterien beitragen. Deshalb sollten Sie lockere Kleidung aus Naturfasern besonders im Intimbereich tragen.

Halten Sie Ihre Füße und auch die Nierengegend warm. Baden Sie nicht zu lange in kalten Gewässern und wechseln Sie nach dem Schwimmen sofort das nasse Badezeug! Eine Verkühlung reizt die Blase, sie ist dann anfälliger für Entzündungen.

Auch pflanzliche Arzneimittel wie zum Beispiel Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich können vorbeugend eingesetzt werden, da sie gezielt die Bakterien im Harn bekämpfen und in der Regel sehr gut vertragen werden.

Aktuelles

Blasenentzündungen treten vor allem bei Frauen häufig auf. In einigen Fällen bricht die Erkrankung trotz einer Antibiotika-Therapie immer wieder aus. Ursache für die Blasenentzündung sind in den meisten Fällen Bakterien der Gattung Escherichia coli. Eine Forschergruppe unter der Leitung von Scott J. Hultgren, Professor an der Washington University School of Medicine in St. Louis, hat jetzt die Ursache für die chronische Blasenentzündung erforscht. Nach den Erkenntnissen der Forscher können Bakterien tief in die Schleimhaut eindringen und sich dort dem Einfluß von Antibiotika entziehen. Von diesen Bakterien können dann immer wieder neue Infektionen ausgehen. Die Wissenschaftler entwickelten einen Impfstoff, der das tiefe Eindringen der Bakterien verhindern kann. Er befindet sich in Erprobung.

Häufige Fragen

Mehrmals im Jahr habe ich Blasenentzündungen. Wegen der häufigen Antibiotika spielt außerdem mein Darm verrückt. Was kann ich tun?

Leider greifen chemische Antibiotika auch die für unsere Verdauung und unser Immunsystem nützlichen Darmbakterien an. Eine Alternative ist die Einnahme von pflanzlichen Antibiotika aus Senfölen. Sie werden unter anderem über die Harnwege ausgeschieden und entfalten vor allem dort ihre keimabtötende Wirkung. Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich (als Kombinationspräparat in Tablettenform, rezeptfrei in der Apotheke) können sogar vorbeugend zum Schutz vor Harnwegsinfekten eingenommen werden.

Kann durch eine Infektion der Harnwege ein Schwangerschaftstest aus der Apotheke beeinflußt werden?

Eine Blasenentzündung kann normalerweise nicht das Ergebnis eines SST beeinflussen.

Wie lange dauert es, bis man sich nach Therapiebeginn einer Blasenentzündung besser fühlt?

Antibiotika wirken sehr schnell, so dass eine Besserung innerhalb von 24h eintritt. Bleibt eine Besserung aus, ist eine erneute Arztkonsultation, evtl. auch Urinkontrolle notwendig.

Muss ich tatsächlich bei jeder einfachen Blasenentzündung zum Arzt oder reicht es, wenn ich reichlich Heidelbeer – bzw. Cranberrysaft trinke?

Der erste Weg zur Besserung ist auf jeden Fall reichlich trinken – möglichst 2-3 Liter pro Tag. Die Beerensäfte „glätten“ die Harnblasenwand, so dass Bakterien sich schwieriger ansiedeln können. Allerdings ist das eher eine Vorsorgemaßnahme . Neigen Sie zu Blasenentzündungen, halten Sie besser Rücksprache mit Ihrem Arzt, um weitere Methoden der Behandlung, die für Sie in Frage kommen, zu besprechen.

Wichtige Adressen

Selbsthilfe Interstitielle Cystitis
JCA Deutschland e.V.
Untere Burg 21
D-53881 Euskirchen
Tel.: 02251-74780, Fax.: 02251-76729

Selbsthilfegruppe Inkontinente Menschen
Unterland SIM
Bismarckstr. 4
D-74172 Neckarsulm