Beweggründe für eine Diät: Was bringen sie wirklich?

Laut einer repräsentativen Umfrage geben 88 Prozent der Frauen und 76 Prozent der Männer ein ansprechenderes Äusseres als Hauptgrund für die Durchführung einer Diät an. Lediglich bei einer Minderheit haben gesundheitliche oder andere Gründe Priorität. Solche Ergebnisse belegen, dass viele Menschen keinen besonderen Wert auf die Gesundheitsverträglichkeit einer Massnahme zur Gewichtsreduktion legen. Ständige Gewichtsschwankungen und Mangelsituationen werden in Kauf genommen.

Solches Verhalten widerspricht den neuesten Erkenntnissen aus der Forschung. Geringes Übergewicht (BMI zwischen 25 und 27) mag vielleicht den ästhetischen Vorstellungen vieler Betroffener nicht zu entsprechen. Aus medizinischer Sicht besteht jedoch kaum Notwendigkeit zur Gewichtsabnahme, wenn sonst keine gesundheitlichen Probleme (Bluthochdruck, Diabetes, Herz/Kreislauferkrankungen) bestehen. In einem solchen Fall sollte eine Stabilisierung des Körpergewichts im Vordergrund stehen und nicht das Streben nach vermeindlichen Idealen. Wiederholte Schwankungen des Körpergewichts und rapide Gewichtsverluste durch „Crash-Diäten“ sind nachweislich gesundheitsschädigend.

Machen Diäten überhaupt Sinn?

Keine Diät im volkstümlichen Gebrauch des Wortes macht eigentlich Sinn. Eine zeitlich begrenzte, einseitige Ernährung oder ein Verzicht auf Nahrungsmittel bringt keinen Erfolg, sondern nur Nachteile mit sich. Der eingeschränkte Essgenuss und ständige Hungergefühle reduzieren nicht nur die Lebensqualität, sondern begünstigen auch den unkontrollierten Verzehr von Nahrungsmitteln im Rahmen von Heisshungeranfällen. Die Gefahr, eine Essstörung zu entwickeln, steigt ebenfalls. Der Abbau von Muskelgewebe durch die „Hungerkur“ führt zu einem geringeren Ruheumsatz. Zusammen mit dem auf „Sparflamme“ funktionierenden Stoffwechsel sind denkbar schlechte Voraussetzungen für eine dauerhafte, gesunde Gewichtsreduktion gegeben. Ausserdem können schnell Mangelsituationen (Mineralstoffe, Vitamine) entstehen, besonders dann, wenn die Wahl auf eine einseitige Schlankheitsdiät fällt.

Einfach nur gesund essen

Die einzigen vertretbaren Gründe für eine Änderung der Ernährung sind eine Steigerung des Wohlbefindens und Verbesserung der Gesundheit, nicht etwa der Druck der Gesellschaft. Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährungsweise wirkt genusssteigernd, sensibilisiert das Gesundheitsbewusstsein und steigert die Lebensqualität. Als angenehmen Nebeneffekt hat sie auch eine Anpassung des Körpergewichts auf ein akzeptables Niveau zur Folge.

Verhalten hinterfragen und anpassen

Sinnvoll ist das Erlernen an einer Ernährungsstrategie, an die man sich hält. Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu erlangen, welche Zusammenhänge zu einer Zunahme des Körpergewichts führen und welche Rolle die körperliche Aktivität spielt. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht primär Kalorien dick machen, sondern die Art ihrer Zusammensetzung. Aus diesem Grunde macht Kalorienzählen allein nur wenig Sinn. Vielmehr sollte man auch darauf bedacht sein, den Fettgehalt der Nahrung genau zu beobachten. Das setzt allerdings voraus, dass man sich Gedanken macht, was man genau isst (Zusammensetzung der Nahrungsmittel). Über die Konsequenzen der gleichzeitigen Einnahme bestimmter Stoffe (beispielsweise Fett und Alkohol) muss man sich ebenfalls im Klaren sein.

Auch die Fragen nach dem Warum sollte man sich stellen. Die Gründe für Essen können ganz unterschiedlich sein. Die Befriedigung des Grundbedürfnisses Hunger scheint zunehmend zweitrangig zu sein. Esse ich aus Frust, zum Trost? Esse ich womöglich aus Unzufriedenheit oder aus Langeweile, oder weil mir etwas fehlt?

Neben dem Anlass sollte man sich auch Gedanken über die Umstände machen, die bei der Nahrungsaufnahme herrschen. Es macht einen Unterschied, ob man in Gesellschaft eine selbst zubereitete Speise genüsslich und in Ruhe zelebriert oder ob man sich im Stress oder vor dem Fernseher „unbewusst“ Nährstoffe zuführt.

Versuchen Sie Ihr Essverhalten zu analysieren. Vermeiden Sie es aber auf jeden Fall zu werten oder gar sich Vorwürfe zu machen.

Genuss ist das wichtigste

Essen hat seit jeher eine enorm emotionale Bedeutung. Die optischen Eindrücke mischen sich mit Geschmacks-, Geruchs- und Tastreizen. Daneben wird mit der Nahrungsaufnahme ein Feuerwerk von Botenstoffen in unserem Körper freigesetzt – unter anderem mit Einfluss auf unsere Gemütsverfassung. Die Summe all dieser Elemente können Essen zu einem sehr sinnlichen Erlebnis machen. Dieses Erlebnis ist umso eindrücklicher, je grösser und vielseitiger die Palette der verwendeten Lebensmittel ist. Frische, qualitativ hochwertige Rohstoffe reizen dabei die Sinne weitaus umfassender als „sterile“ Fertignahrung. Obwohl Fett ein Geschmacksträger ist, muss Genuss nicht mit einem hohen Fettanteil kombiniert sein.

Im Rahmen einer Diät wird häufig auf Genuss verzichtet. Zahlreiche Schlankheitsdiäten bewirken dies durch die Einschränkung der Nahrungsmenge und besonders des -angebotes. Dies führt zu Frustration und Unzufriedenheit, denn man nimmt eine nicht unwesentliche Einschränkung der Lebensqualität in Kauf. Auch die in diesem Zusammenhang häufig ausgesprochenen Verbote machen wenig Sinn. Vielmehr lassen sich diese durch kontrollierten und gemässigten Konsum fettreicher Nahrungsmittel umgehen.

Fazit

Massnahmen für eine Gewichtsreduktion sind dann gerechtfertigt, wenn sie auf der Grundlage einer dauerhaften Umstellung zu einer gesunden Ernährung stattfinden. Sie machen Sinn, wenn Lebensqualität gewonnen wird anstatt verloren zu gehen. Wenn Genuss der Schlüssel zur Gesundheit ist.