Mehr als 6 Milliarden Menschen leben zur Zeit auf der Erde – allein eine Milliarde davon in Indien. Innerhalb von nur 200 Jahren hat sich die Weltbevölkerungszahl etwa versechsfacht.
Bevölkerungsentwicklung seit Beginn des 19. Jahrhunderts
1804 | 1927 | 1960 | 1974 | 1987 | 1999 |
1 Mrd. | 2. Mrd. | 3. Mrd. | 4. Mrd. | 5 Mrd. | 6. Mrd. |
Und die Bevölkerungsexplosion nimmt kein Ende. Die Vereinten Nationen schätzen beispielsweise die Einwohnerzahl Indiens bis zum Jahre 2025 auf 1,3 Milliarden Menschen. Jede Minute werden rund 150 Menschen weltweit geboren – dies sind ca. 80 Millionen im Jahr. Dieses Bevölkerungswachstum beeinträchtigt langfristig die Lebensqualität auf dem Planet Erde. So muss ein Land wie Indien beispielsweise 16% der Weltbevölkerung ernähren – und das mit zunehmenden Schwierigkeiten.
Bevölkerungsprognose – weltweit
2013 | 2028 | 2054 |
7 Mrd. | 8 Mrd. | 9 Mrd. |
Bevölkerungszuwachs zu 98% in den Entwicklungsländern
Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) findet das Bevölkerungswachstum zu 98% in den Entwicklungsländern statt. Gerade hier geschehen nach wie vor viele der Schwangerschaften ungewollt. Entwicklungspolitische Mittel für die entsprechende Familienplanung und Aufklärung sind dringend notwendig. Über 350 Millionen Frauen haben laut DWS keinen Zugang zu sicheren und wirksamen Methoden der Familienplanung. Dies bringt weitere Probleme mit sich. Zum Einen zieht die mangelnde Verhütung hohe Geburtenraten nach sich (südlich der Sahara bekommt eine Frau beispielsweise durchschnittlich 5,1 Kinder) und zum Anderen können sich durch den mangelnden Schutz auch sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS schnell ausbreiten. Etwa 120 Millionen Frauen würden verhüten, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Doch gerade in den Entwicklungsländern ist das gesundheitliche Netz erschreckend.
Gesundheitsrisiko in den Städten
Treffen die Prognosen der Vereinten Nationen zu, so wird in Zukunft nahezu das gesamte Bevölkerungswachstum in den Städten der Entwicklungsländer stattfinden. Die Gründe hierfür liegen zum Einen in der Landflucht und zum Anderen bei den hohen Geburtenraten in diesen Megastädten. Bis zum Jahre 2030 rechnet man mit einer Zunahme der Stadtpopulation um weitere 2 Milliarden Menschen. Dies ist umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass viele dieser Städte bereits mit der derzeitigen Situation überfordert sind. Die schnelle Zunahme der Bevölkerung gefährdet Millionen von Menschen. Der Ausbau der Infrastruktur und der sozialen Systeme kommt mit der Bevölkerungsexplosion nicht mit. Die indische Hauptstadt Neu-Delhi beispielsweise hat ein akutes Smog-Problem. Etwa ein Drittel der mehr als 14 Millionen Einwohner der Hauptstadt leiden an Erkrankungen der Atemwege. Zwar arbeiten die zuständigen Behörden an Plänen, die Abgaswolke durch verstärkten Einsatz von erdgasbetriebenen Bussen sowie Stadt- und U-Bahnen einzudämmen, – doch bis diese Maßnahmen greifen, hat die zunehmende Verkehrsdichte weitere Umwelt- und Gesundheitsschäden angerichtet.
Am schlimmsten jedoch trifft es wieder mal die Ärmsten – die Bewohner der Slumgebiete. Verseuchtes Trinkwasser sowie unzureichende Kanalisationen und Müllentsorgung verursachen katastrophale hygienische Zustände. Neben zahlreichen Seuchen herrscht in den Slums auch eine steigende Säuglings- und Kindersterblichkeit. In Südafrika nimmt das Städteproblem noch viel schwerwiegendere Ausmaße an. Jeden Tag stecken sich hier rund 1600 Menschen mit dem tödlichen Virus HIV an. Betroffene sind oftmals Schwarze aus den ehemaligen Townships und Homelands, deren Gesundheitsversorgung deutlich unter dem der weißen Bevölkerung liegt. Nach einer Schätzung der Vereinigten Nationen wird in Südafrika, Botswana und Simbabwe jeder zweite Teenager an den Folgen der Immunschwäche sterben. Von den derzeit weltweit rund 34,4 Millionen HIV-Infizierten leben alleine 24,5 Millionen in Schwarzafrika. In Botswana ist inzwischen mehr als jeder dritte Erwachsene mit dem Virus infiziert.
Die Auswirkungen
Die Weltbevölkerungsexplosion beeinflusst alle essentiellen Lebensbedingungen auf der Erde wie Umwelt und Ressourcen. So werden sich in Zukunft immer mehr Menschen von immer weniger landwirtschaftlicher Nutzfläche ernähren müssen. Waren es beispielsweise 1960 noch 0,44 ha landwirtschaftliche Nutzfläche pro Kopf, so rechnet man damit, dass man bis 2025 mit 0,17 ha pro Kopf auskommen muss. Die Folgen sind bereits heute absehbar. Nahezu eine Milliarde Menschen leiden schon heute unter Hunger und Mangelernährung. Unmittelbar mit der Nahrungsproduktion verbunden ist der Wasserverbrauch. So benötigt man etwa 1000 Tonnen Wasser zur Herstellung von einer Tonne Weizen. Eine weitere schwerwiegende Auswirkung der Überbevölkerung auf der Erde stellt demzufolge der zunehmende Wassermangel dar.
Die Versorgung mit dem knappen Gut Trinkwasser ist für die Menschheit eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Der natürliche Wasserkreislauf kann den Anforderungen der Weltbevölkerung nicht mehr gerecht werden. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Der individuelle Wasserverbrauch ist in den letzten 50 Jahren deutlich angestiegen. Zudem ist durch die Bevölkerungsexplosion entsprechend auch der gesamte Wasserbedarf erhöht. Dies wiederum hat dazu geführt, dass der Grundwasserspiegel weltweit gesunken ist. Außerdem sind auch zahlreiche Wasserreserven durch Umweltverschmutzung unbrauchbar geworden. Folge: Innerhalb der letzten 60 Jahre hat sich das erneuerbare Süßwasservorkommen weltweit etwa halbiert.
Bereits heute sind 26 Länder mit einer gesamten Bevölkerungszahl von über 500 Millionen Menschen von Wasserknappheit betroffen. Gerade die ohnehin wasserarmen Kontinente Asien und Afrika verzeichnen einen enormen Bevölkerungszuwachs. In den nächsten 25 Jahren werden voraussichtlich rund 50 Länder akute Probleme in der Wasserversorgung bekommen. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) werden bis zum Jahr 2025 zwischen 2,4 und 3,3 Milliarden Menschen unter chronischem Wassermangel oder immer wiederkehrender Wasserknappheit leiden. Für Millionen von Menschen ein tragisches Todesurteil – die DWS spricht gar von Milliarden, deren Leben bedroht ist.
Auch Indien wird enorme Probleme mit der Wasserversorgung bekommen, wenn die Schätzungen der Vereinten Nationen eintreten. Demnach wird die Einwohnerzahl bis 2045 sogar China als bevölkerungsreichstes Land ablösen.
Steigender Energiebedarf
Nach dem Worldwatch-Bericht wird der Energiebedarf bis zum Jahre 2050 dramatisch ansteigen. So erwartet man beispielsweise eine Verdreifachung des Verbrauchs an Kohlenstoff in den Entwicklungs-
ländern – verursacht durch das rapide Bevölkerungswachstum in diesen Regionen. Drastische Schäden sind auch hinsichtlich des Waldbestandes festzustellen. Gerade in den Entwicklungsländern ist Holz oftmals der einzige Rohstoff, welcher der Bevölkerung zur Verfügung steht.
Jährlich 5 Millionen Tote durch verunreinigtes Wasser
Nach einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen hat die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Drei Milliarden Menschen leben in Schmutz und Elend. Verunreinigtes Wasser ist schuld an der Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera und Typhus.
Jedes Jahr sterben 5 Millionen Menschen an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden – das sind mehr Menschen als in Berlin und Hamburg wohnen. Schnell ist mehr abgepumpt und verbraucht, als sich natürlich erneuern kann. Dann strömt Wasser aus den oberen Schichten nach unten und verschmutzt es. Altes Wasser regeneriert sich über Jahrhunderte. Tatsächlich fließt in den Entwicklungsländern 75% des gesamten Wasserbedarfs in die Landwirtschaft. Man schätzt, dass sich gerade der Wasserverbrauch in diesem Bereich bis zum Jahr 2025 versechsfachen wird. Auch der Wasserverbrauch pro Kopf hat sich in den letzten 50 Jahren deutlich erhöht: Während sich die Weltbevölkerung verdoppelt hat, ist der Verbrauch um das Vierfache gestiegen – das bedeutet, obwohl uns heute weniger Wasser zur Verfügung steht, verbrauchen wir mehr als je zuvor.
Durchschnittlicher Wasserverbrauch je Einwohner:
Inder | täglich ca. 25 Liter |
Deutsche | täglich ca. 150 Liter |
Italiener | täglich ca. 249 Liter |
Amerikaner | täglich ca. 300 Liter |
Das hat Folgen: Schon heute sind Millionen von Menschen nicht mehr ausreichend mit sauberem Wasser versorgt. In Texas kann deshalb in einigen Gebieten kein Getreide mehr angebaut werden. Mexiko-Stadt ist innerhalb von 100 Jahren neun Meter „tiefergelegt“ worden: Der enorme Trinkwasserbedarf der Stadt wird durch ein unterirdisches Wasserreservoir gedeckt, das allmählich austrocknet – der Boden senkt sich langsam ab.
Vor einem halben Jahrhundert stieß man in Peking nach fünf Metern auf das Grundwasser – heute reichen die Brunnen bis zu 40 Meter in die Tiefe. Nie zuvor stand weltweit gesehen so wenig Wasser zur Verfügung und nie zuvor haben wir so viel Wasser verbraucht. Der Trend geht weiter.
Im europäischen Vergleich benötigen Deutschland und Belgien am wenigsten Wasser pro Tag. Norwegen und Italien stehen an der Spitze und verbrauchen mehr als doppelt so viel von dem kostbaren Rohstoff, dicht gefolgt von der Schweiz. Ohne Wasser kann der Mensch nur wenige Tage auskommen. Nach maximal einer Woche ist er verdurstet. Schon nach zwei bis vier Tagen ohne Wasser verdickt sich das Blut und die Niere kann keine Schadstoffe mehr aus dem Körper transportieren.
Das Problem der Überbevölkerung in den Griff zu bekommen, ist eine der größten Herausforderungen für die Menschheit. Viele Experten glauben, dass die ökologische Grenze des Planeten Erde bereits überschritten ist. Gelingt es uns nicht, die Bevölkerungsexplosion aufzuhalten, dann wird das passieren, was auch in der Tier- und Pflanzenwelt seit Jahrtausenden geschieht.
Die Natur wird letztendlich dieses Ungleichgewicht wieder herstellen. Ob dies durch Hungersnöte, Wassermangel, Seuchen oder Epidemien geschieht, bleibt abzuwarten – Wahrscheinlich aber ist, dass Millionen von Menschen dies mit dem Leben bezahlen müssten. Bleibt zu hoffen, dass es noch nicht zu spät ist, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um diese Katastrophe abzuwenden. Der Schlüssel dazu liegt großteils in der Verbesserung der Bildung sowie der Gesundheitsplanung und der rechtzeitigen Sexualerziehung von Jugendlichen. Erste positive Wirkungen von Familienplanungs- projekten sind in Mexiko, Kolumbien und Brasilien zu verzeichnen. Dort benutzen mittlerweile bis zu 56% der Bevölkerung moderne Verhütungsmittel.