AIDS (acquired immunodeficiency syndrome) ist eine Infektionskrankheit hervorgerufen durch ein Virus, das HIV (human immunodeficiency virus), von dem es zahlreiche Unterarten gibt. Weltweit sind etwa 35 Millionen Menschen HIV-infiziert. Zwei Drittel der Infizierten leben in Entwicklungsländern, die meisten davon in Zentralafrika und Südostasien. In Afrika breitet sich die Epidemie nach wie vor schnell aus, ebenso in Asien und Südamerika. In West-Europa und den USA wird dagegen seit einigen Jahren eine leicht rückläufige Zahl von Neuinfektionen beobachtet.
In Deutschland sind etwa 60.000 Menschen HIV-infiziert. 80% davon sind Männer, 20% Frauen. Etwa 130 Kinder unter 13 Jahren sind an AIDS erkrankt, ca. 700 sind mit HIV infiziert. Pro Jahr kommt es zu etwa 500 Neuinfektionen bzw. Neuerkrankungen. Etwa 500 Menschen sterben in Deutschland jährlich an AIDS.
Man vermutet, dass das HI-Virus, das beim Affen schon seit längerem bekannt ist, in Westafrika durch Blutkontakte bei Jagd und Verzehr von Schimpansen auf den Menschen übertragen wurde. 1983 wurde HIV erstmals beim Menschen beschrieben. Die beiden Forscher Prof. Luc Montagner aus Frankreich und Prof. Robert Gallo aus den USA stritten sich jahrelang vor Gericht und in den Medien, wer das Virus als erster entdeckt hatte. Grund für den Streit war nicht allein die wissenschaftliche „Ehre“, sondern auch die Beteiligung des Entdeckers an den Einnahmen aus dem Nachweistest. 1987 einigten sich die beiden Wissenschaftler. Die patentrechtlichen Einnahmen kommen einer Stiftung für AIDS-Forschung zugute.
Auswirkungen
Neben dem drohenden körperlichen Zerfall belastet die Diagnose „HIV-Infektion/AIDS“ Betroffene vor allem psychisch sehr stark. Häufig reagiert die Umwelt, meist durch Unwissenheit der genauen Übertragungswege, mit Ablehnung und Ausgrenzung aus Angst vor einer Ansteckung. Betroffene sollten daher auf jeden Fall den Kontakt zu anderen HIV-Infizierten suchen und eventuell eine zusätzliche psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.
Erkennung & Test
Der sog. AIDS-Test darf nur mit Zustimmung des Patienten durchgeführt werden. Der Arzt unterliegt der Schweigepflicht. Beim Hausarzt kostet der Test etwa 50 DM, Gesundheitsämter führen ihn kostenlos durch.
Direkter HIV-Nachweis
Das HIV kann durch eine PCR (polymerase chain reaction) direkt und in geringen Konzentrationen nachgewiesen werden. Der Test ist jedoch teuer und gibt keinen Aufschluß über die Viruslast (link). Er wird daher in der Routine-Diagnostik nicht eingesetzt.
Indirekter Nachweis
Das gängigste Verfahren beim sog. „AIDS-Test“ ist der Nachweis von Antikörpern gegen HIV. In den ersten 4 bis 12 Wochen nach der Ansteckung sind jedoch für den Nachweis der Infektion meist nicht genügend Antikörper vorhanden. Aus diesem Grund wird der Test in diesem Zeitraum negativ ausfallen, obwohl eine HIV-Infektion vorliegt.
Heimtest
In den USA gibt es mittlerweile einen zugelassenen Heimtest (Home-Collecting-Test). Die Test-Packung enthält eine Lanzette, mit der durch Stich in die Fingerbeere einige Tropfen Blut gewonnen werden können, die auf ein spezielles Filterpapier aufzubringen sind. Nach dem Trocknen wird das mit einem individuellen Testbarcode (Streifencode) gekennzeichnete Papier in dem beigefügtem Versandmaterial an ein Labor zur Auswertung verschickt. Das Testergebnis wird dem Patienten durch telefonischem Rückruf mitgeteilt, wobei die Streifencode-Nummer genannt werden muß. Bei positivem Test ist – ebenso wie bei jedem erstmals positiven HIV-Test – ein Bestätigungstest zwingend notwendig. In Deutschland ist der Heimtest zur Zeit noch nicht zugelassen.
Vorsorge
Beim Geschlechtsverkehr schützen Kondome sowie der Verzicht auf riskante Sexualpraktiken vor einer HIV-Infektion (Safer Sex). Drogenabhängige sollten das gemeinsame Benutzen von Spritzen bzw. Kanülen vermeiden. Vor einer Übertragung des HIV von der Mutter auf das Kind schützt bei bekannter HIV-Infektion die Einnahme von Medikamenten sowie der Verzicht auf das Stillen. Das Risiko des Ausbruchs der HIV-Infektion nach einem Nadelstich bei medizinischem Personal kann durch vorsorgliche Einnahme von Medikamenten vor der Geburt verringert werden.
Hinweis
US-Forscher haben einen Impfstoff zum Schlucken entwickelt, der in Afrika eingesetzt werden soll, um die weitere Ausbreitung von Aids zu unterbinden. 95 % aller Neuinfektionen an Aids ereignen sich in Ländern südlich der Sahara und 70 % aller HIV-Infizierten leben in Afrika.
Die Forscher haben den Impfstoff entwickelt, nachdem sie festgestellt hatten, dass eine kleine Gruppe von Prostituierten in Kenia HIV-frei geblieben war, obwohl sie jahrelang mit dem Virus in Kontakt gekommen war. Eine Untersuchung ergab, dass diese Frauen über eine an T-Lymphozyten reiche körpereigene Abwehr verfügten.
Der Impfstoff soll diese Immunzellen mobilisieren. Daher enthält der Impfstoff einen DNA-Abschnitt von der Hülle des HIV-Erregers und DNA-Material von Menschen aus Ostafrika zur Aktivierung der Lymphozyten. Über den Darm gelangt das DNA-Material in den Blutkreislauf und dadurch an die Schleimhäute, über die die meisten HIV-Infektionen erfolgen. Der Impfstoff soll bereits 2001/02 für klinische Tests zur Verfügung stehen und sehr günstig sein.
Häufige Fragen
Ist eine Heilung möglich?
Eine Heilung der HIV-Infektion ist bislang nicht möglich. Eine moderne Kombinationstherapie hat jedoch die Überlebenszeit in guter Lebensqualität um Jahre verlängert. Ungelöst ist das Problem der Resistenz-Entwicklung (Unempfindlich werden der Viren) sowie das Problem der Virus-Reservoirs, d.h. „schlafender“ Viren in für Medikamente schwer zugänglichen Geweben. Die Erkrankung kann jedoch über viele Jahre durch eine konsequente medikamentöse Therapie in Schach gehalten werden.
Wann sollte man mit der Therapie beginnen?
Diese Frage ist selbst unter Experten umstritten. Sowohl für die Forderung nach einer frühestmöglichen Therapie sowie für eine abwartende Strategie gibt es stichhaltige Argumente. Wissenschaftliche Untersuchungen, die eine Überlegenheit der einen oder anderen Strategie belegen, gibt es nicht.
Welches ist die beste Medikamentenkombination?
Ganz klar ist lediglich, dass es eine Kombination von mindestens zwei antiretroviralen Medikamenten sein muss. Standard ist mittlerweile die Kombination von drei Medikamenten. Hier gibt es zahlreiche, gleich wirksame Kombinationsmöglichkeiten.
Muss man die Medikamente – wenn man einmal mit der Behandlung angefangen hat – tatsächlich lebenslang jeden Tag einnehmen?
Die Antwort ist ein klares Ja. Das Weglassen von einzelnen Tabletten birgt das Risiko der Entwicklung von gegen die Medikamente unempfindlichen Viren, was die Behandlung außerordentlich erschwert. Ein völliges Absetzen der Medikamente führt in aller Regel nach einigen Wochen zu einem deutlichen Anstieg der Viruslast, d.h. das Virus vermehrt sich stark.
Was passiert, wenn die Therapie nicht mehr anspricht?
Wenn die Behandlung nicht mehr greift, kommt es zu einem Anstieg der Viruslast (das Virus vermehrt sich) und/oder zu einem Anfall der CD4-Zellzahl (die Abwehr ist geschwächt). Bei diesem Patienten wird der Arzt die Medikamente wechseln und versuchen Medikamente einzusetzen, gegen die das Virus empfindlich ist.
Welche Bedeutung haben Resistenz-Tests?
Verschiedene Resistenz-Tests sowie ihr Nutzen bei der Auswahl von Medikamenten werden derzeit untersucht. Bislang gehören solche Tests noch nicht zur Routine. Erste Hinweise sprechen jedoch – bei richtigem Umgang mit Test und Testergebnis – für den Einsatz solcher Tests.
Wie lange lebt man mit einer HIV-Infektion?
Diese Frage kann niemand beantworten, schon gar nicht pauschal. Die Lebensdauer von HIV-Infizierten bzw. AIDS-Patienten nach Diagnose betrug früher ohne Medikamente im Durchschnitt (!) weniger als ein Jahr. Mittlerweile leben HIV-Infizierte durch die neuen wirksamen Medikamentenkombinationen deutlich länger und deutlich besser. Einen statistischen Durchschnitt zu berechnen, ist aber nicht zuverlässig möglich. Zum einen sind die heutigen Therapiemöglichkeiten noch zu neu, zum anderen kommen immer mehr neue Möglichkeiten dazu. Die Hoffnung, die HIV-Infektion durch die Behandlung zu einer chronischen Krankheit zu machen ähnlich der Zuckerkrankheit, ist berechtigt.