Morbus Crohn (oder Crohnsche Krankheit) ist eine chronische Entzündung des Dünndarms. Zusammen mit der Colitis ulcerosa gehört er zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Oft ist nur die letzte Schlinge des Dünndarms betroffen, aber im schlimmsten Fall kann die Entzündung auch in einzelnen Abschnitten den gesamten Magen-Darm-Trakt vom Mund bis zum Darmausgang befallen.
Besonders häufig erkranken junge Erwachsene zwischen dem 16. und 30. Lebensjahr an Morbus Crohn, und zwar Männer und Frauen etwa gleich häufig. Seltener leiden Kinder und ältere Menschen daran. Insgesamt sind in Deutschland etwa 30-50 Menschen von 100.000 Einwohnern an Morbus Crohn erkrankt.
Ursachen & Risikofaktoren
Die Ursache der Erkrankung ist bis heute unbekannt. Morbus Crohn kommt gehäuft innerhalb von Familien vor, wird also offenbar unter anderem durch genetische Faktoren beeinflusst. Bei Verwandten ersten Grades eines Patienten ist das Risiko, ebenfalls eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung zu entwickeln, etwa 30fach höher als in der Normalbevölkerung. Stadtbewohner erkranken häufiger als Landbewohner, der Einfluss von Umweltfaktoren ist jedoch nicht endgültig geklärt.
Da chronisch-entzündliche Darmerkrankungen häufiger in westlichen Industrieländern als in Entwicklungsländern auftreten, sind unsere westlichen Ernährungsgewohnheiten mit einem hohen Anteil an raffiniertem Zucker, gehärteten Fetten und Stabilisatoren in Verdacht geraten, an der Entstehung des Morbus Crohn beteiligt zu sein. Stillen schützt relativ sicher vor der Erkrankung.
Krankheitsbild
Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung des Dünndarms. Die Entzündung durchdringt alle Schichten der Darmwand. Morbus Crohn verläuft in Schüben, das heißt, Phasen mit „hoher Entzündungs- aktivität“ und starken Beschwerden wechseln mit sogenannten „Ruhephasen“ ab, in denen die Patienten weitgehend beschwerdefrei leben können. Die Beschwerden können in unterschiedlicher Stärke immer wieder aufflammen. Wodurch ein neuer Entzündungsschub ausgelöst wird, ist nicht bekannt.
Typische Symptome des Morbus Crohn sind häufige Bauchschmerzen (vor allem im rechten Unterbauch), breiige bis flüssige, manchmal schmerzhafte Durchfälle, Fieber, Blutarmut und verminderter Appetit. Bis zu 15 Stuhlabgänge am Tag sind möglich. Da der entzündete Darm in seiner natürlichen Funktion eingeschränkt ist, ist er oftmals nicht in der Lage, aus der Nahrung alle wichtigen Bestandteile aufzunehmen. Es können Mangelzustände, Unterernährung und starker Gewichtsverlust entstehen. Sind die Durchfälle mit Blut vermischt, kommt es bei längerer Krankheitsdauer zu einer Blutarmut.
Weitere Anzeichen der Erkrankung können Veränderungen am After oder im Genitalbereich sein, z.B. kleine schmerzhafte Schleimhauteinrisse (Fissuren) oder auch Fisteln, die zunächst an Hämorrhoiden denken lassen. Unter Fisteln versteht man krankhafte Verbindungsgänge zwischen einzelnen Darmabschnitten oder zwischen dem Darm und anderen Organen, z. B. mit der Haut, der Harnblase oder der Scheide. Manchmal bilden sich auch eitrige Abszesse im Darm.
Durch die Entzündung der Darmwand kann es zu Geschwüren und Vernarbungen kommen. Die befallenen Darmabschnitte werden mitunter durch die Vernarbung so eng, dass der Durchtritt des Nahrungsbreis gestaut oder gänzlich verhindert wird (Stenosen). Symptome eines drohenden Darmverschlusses sind immer wiederkehrende starke krampfartige, wehenartige Bauchschmerzen, Appetitverlust und Erbrechen.
Außerdem kann die Erkrankung mit Beschwerden einhergehen, die sich außerhalb des Magen-Darm-Traktes bemerkbar machen. Solche „extraintestinalen Begleiterkrankungen“ Info können sich an der Haut, an Augen, Gallenwegen, Wirbelsäule und Leber äußern.
Auswirkungen & Folgen
Bei guter ärztlicher Betreuung und rechtzeitiger Behandlung eines neuen akuten Krankheitsschubs können die meisten Patienten ein weitgehend normales Leben führen. Erfahrungsgemäß nimmt die Stärke der Beschwerden mit der Dauer der Erkrankung ab. Die Lebenserwartung von Crohn-Patienten unterscheidet sich nicht von derjenigen der Normalbevölkerung.
Komplikationen des Morbus Crohn, wie Fisteln, eitrige Abszesse und Darmverengungen (Stenosen), können oftmals nur chirurgisch behandelt werden.
Mangelnder Appetit und geringe Nahrungsaufnahme aufgrund von Bauchschmerzen führen zur Gewichtsabnahme und zu einem Defizit an wichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitaminen oder Mineralstoffen. Durch Ernährung mit einer „Astronautendiät“ Info kann der Kalorien- und Nährstoffmangel ausgeglichen werden.
INFO Astronautendiät
Astronautennahrung (oder Elementardiät) enthält alle wichtigen Nährstoffe in flüssiger Form, so dass der normale Verdauungsprozess in Magen und Darm überflüssig wird. Da diese Art von Nahrung meistens schlecht schmeckt und weil zweitens die Verdauungsfunktion einzelner Darmabschnitt stark eingeschränkt sein kann, wird die Astronautendiät in der Regel über eine Ernährungssonde direkt in den Magen bzw. den Dünndarm geleitet. Der Darm wird damit für längere Zeit entlastet, so dass eine Entzündung besser abheilen kann. Durchfälle und Bauchschmerzen lassen nach. Außerdem verhindert die Astronautendiät drohendes Untergewicht und versorgt den Körper mit allen lebenswichtigen Substanzen.
Erkennung & Untersuchungen
Da die Beschwerden zu Beginn eines Morbus Crohn meist leicht und relativ uncharakteristisch sind, vergehen bis zur eindeutigen Diagnose der Erkrankung oftmals Monate oder Jahre. Die Schmerzen eines beginnenden Morbus Crohn können z.B. mit einer Blinddarmentzündung verwechselt werden.
Weil auch eine Darminfektion mit verschiedenen Krankheitserregern (z.B. Salmonellen) Symptome wie Durchfälle, Bauchschmerzen und Fieber verursachen kann, muss der Arzt zunächst eine mikrobiologische Untersuchung des Stuhls vornehmen.
Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Bauchraumes und der Röntgenuntersuchung des Dünndarms wird der Zustand der Darmschlingen und von anderen Organen beurteilt.
Bei Verdacht auf Morbus Crohn wird der Arzt eine Darmspiegelung (Endoskopie) durchführen. Dabei sind Rötungen, kleine oberflächliche Schleimhautveränderungen (Aphten) oder auch ausgedehnte Geschwüre sichtbar. Die gesamte Darmwand ist verdickt, da die Entzündung zu Wassereinlagerungen führt. Während der Darmspiegelung werden kleine Gewebeproben aus der Darmwand entnommen und anschließend auf Entzündungszellen untersucht (Biopsie). Eine genaue Unterscheidung zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist oft nur mit dieser Untersuchung möglich.
Wie schwer die Darmentzündung ist, kann der Arzt auch aus dem Blutbild ersehen.
Therapie
Eine Heilung der Crohn-Krankheit ist zur Zeit nicht möglich, da die Ursachen der Erkrankung noch nicht bekannt sind. Ziel der Behandlung ist, die Aktivität der Entzündung mit Medikamenten zu unterdrücken und die Erkrankung möglichst lange in einer Ruhephase zu halten. Bei etwa 25-30% der Betroffenen kommt es auch ohne Medikamente zu einer spontanen Besserung.
Welche Medikamente stehen zur Verfügung?
Kortikosteroide
Bei einer aktiven Entzündung in der akuten Krankheitsphase sind Kortisonpräparate (Kortikosteroide), z.B. Prednisolon oder Methylprednisolon, die wichtigsten Medikamente (rezeptpflichtig). Leider sind die Kortikosteroide bei längerer Einnahme mit einer Reihe von Nebenwirkungen verbunden (z.B. Schwellung von Gesicht und Unterschenkeln, Gewichtszunahme oder Knochenschwund). Ist der Darm stark entzündet, sind sie jedoch unverzichtbar. Das lokal wirksame Kortikosteroid Budesonid (rezeptpflichtig) ist eine nebenwirkungsarme Alternative für Patienten mit mäßig aktiver Entzündung. Nachdem die Krankheit unter der Kortisontherapie in eine Ruhephase übergegangen ist, wird die Behandlung oft noch für mehrere Monate als sogenannte „Erhaltungstherapie“ mit einer niedrigeren Dosis des Präparates weitergeführt.
5-Aminosalicylsäure
Dieser Wirkstoff wird auch als 5-ASA oder Mesalazin bezeichnet (rezeptpflichtig). Mesalazin ist sehr viel besser verträglich als Kortikosteroide und kann bei Patienten mit nur mäßig aktivem Morbus Crohn die Entzündung erfolgreich bekämpfen. Eine „Erhaltungstherapie“ mit Mesalazin schützt vor neuen Krankheitsschüben.
Azathioprin
Azathioprin (rezeptpflichtig) gehört in die Gruppe der Immunsuppressiva. Es gilt heute als Reservemedikament für schwere Fälle und wird z.B. alleine oder in Kombination mit Kortikosteroiden eingesetzt, wenn die Entzündung mit anderen Mitteln nicht eingedämmt werden kann. Im Anschluß an eine Kortisontherapie kann Azathioprin die Ruhephase der Krankheit verlängern und dabei Kortisonmengen einsparen.
Cyclosporin
Cyclosporin (rezeptpflichtig) ist ebenfalls ein Immunsuppressivum. Es wird bei Patienten mit Darmfisteln eingesetzt.
Antibiotika
Antibiotika wie Metronidazol oder Ciprofloxacin (rezeptpflichtig) sind Reservemedikamente für die Behandlung von Fisteln und Abszessen.
Infliximab
Infliximab ist eine neue Substanz. Sie wird in sehr schweren Fällen und bei hartnäckigen Fisteln eingesetzt.
Chirurgische Behandlung
Wenn die medikamentöse Behandlung nicht zu einer Besserung der Krankheit führt und Komplikationen nicht verhindert werden können, stellt die Operation einen Ausweg dar. Nach einem chirurgischen Eingriff, bei dem die am stärksten entzündeten Darmabschnitte entfernt werden, geht es den Patienten meistens sehr schnell besser. Manchmal muss ein künstlicher Darmausgang (Stoma) durch die Bauchdecke angelegt werden. Auch durch eine Operation wird die Erkrankung jedoch nicht geheilt. Die Entzündung kann an einer anderen Stelle des Darms neu entstehen.
Morbus Crohn bei Schwangeren
Frauen mit Morbus Crohn können schwanger werden, ohne sich selbst oder das ungeborene Kind zu gefährden. Die Wahrscheinlich- keit für einen unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf und dafür, ein gesundes Kind zu bekommen, unterscheidet sich nicht von der bei gesunden Frauen. Dies gilt auch für Frauen, die wegen eines Morbus Crohn operiert werden mussten und einen künstlichen Darmausgang haben. Die Schwangerschaft sollte aber immer intensiv durch den Frauenarzt und den Internisten betreut werden.
Folgende Punkte sollten Sie beachten:
In Phasen erhöhter Krankheitsaktivität sollte eine Schwangerschaft vermieden werden, da in dieser Zeit eine sehr intensive Behandlung mit hohen Medikamentendosen notwendig wird. Außerdem können sich durch die Schwangerschaft die Beschwerden verstärken.
In Phasen erhöhter Krankheitsaktivität ist die Fruchtbarkeit ohnehin herabgesetzt.
Tritt die Schwangerschaft in der Ruhephase eines Morbus Crohn ein, verschlimmert sich die Erkrankung in der Regel nicht. Der günstigste Zeitpunkt für die Familienplanung sollte mit dem betreuenden Arzt besprochen werden.
Tritt der Morbus Crohn erstmals während einer Schwangerschaft auf, ist dies kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch. Mit den heutigen Medikamenten oder mit einer Sondenernährung kann die Entzündung ausreichend gut unterdrückt werden.
Mesalazin oder Kortison-haltige Medikamente, wie sie bei Morbus Crohn sehr häufig eingesetzt werden, haben keine schädigende Wirkung auf das Ungeborene. Auch dem Stillen steht nichts entgegen, allerdings sollten Kortison-haltige Medikamente in der Stillphase auf eine Minimaldosis verringert werden. Medikamente wie Azathioprin oder Metronidazol sollten in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden
Häufige Fragen
Kann ich selbst etwas zur Besserung meiner Krankheit tun?
Ja. Sie können selbst zu ihrem Wohlbefinden beitragen: Körperliche Ruhe, eine ausgeglichene Lebensweise und das genaue Befolgen der vom Arzt verordneten Maßnahmen helfen dabei, die Krankheit unter Kontrolle zu halten. Vermeiden sie möglichst Anspannung und Stress, denn seelische Einflüsse können eine mitauslösende Wirkung bei Entzündungsschüben haben. Und: Rauchen Sie nicht. Rauchen erhöht ebenfalls die Neigung zu neuen Entzündungsschüben.
Gibt es besondere Diätempfehlungen?
Eine spezielle „Crohn-Diät“ gibt es nicht. Essen Sie, was Ihnen schmeckt und vermeiden sie, was Ihnen nicht bekommt. Achten Sie dabei auf eine ausgewogene gesunde Ernährung. Übermäßigen Zuckerverbrauch und gehärtete Fette sollten Sie möglichst vermeiden. Wenn Sie an Gewicht verlieren, kann eine nährstoffreiche Astronautendiät helfen. Es gibt sie auch in schmackhafter Form, die man trinken kann. Reduzieren Sie die Ballaststoffe, wenn sie an einer narbigen Darmverengung leiden.
Habe ich als Morbus-Crohn-Patient ein höheres Krebsrisiko?
Morbus-Crohn-Patienten haben ein geringfügig erhöhtes Risiko an einem Dünndarmkrebs oder Dickdarmkrebs zu erkranken. Tumorerkrankungen sind aber auch nach langjährigem Morbus Crohn so selten, dass regelmäßige Überwachungsuntersuchungen nicht empfohlen werden.
Ist eine Magen-Darm-Spiegelung schmerzhaft?
Nein, sie ist jedoch unangenehm. Bei empfindlichen und ängstlichen Patienten kann der Arzt auch Schmerz- oder Beruhigungsmittel einsetzen. Die schlauchartigen, biegsamen Geräte (Endoskope) machen das Innere von Magen und Darm sichtbar und ermöglichen es, aus den kranken Bereichen Gewebeproben zu entnehmen. Diese Untersuchung ist bei der Diagnose und für die Überwachung des Krankheitsverlaufs erforderlich.
Wichtige Adressen
Deutsche Morbus Crohn/Colitis-ulcerosa-Vereinigung (DCCV) e.v.
Paracelsusstraße 15
51375 Leverkusen
Tel.: 0214 / 87 608-0
Fax: 0214 / 87 608-88
Email: info@dccv.de
Homepage: http://www.dccv.de
(mit Mitgliederzeitschrift, Newsletter per Email und aktueller Literatur zum Thema)
Hilfe bei Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen –
CED-Hilfe-e.V.
Brauhausstieg 15-17
22041 Hamburg
Tel.: 040 / 63 23 740
Informationen zu Stomaproblemen:Info
Deutsche Ileostomie-Colostomie-Urostomievereinigung – ILCO – e.V.
ILCO-Bundesverband
Landshuter Straße 30
85356 Freising
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Fax.: 081 61 / 93 43 04
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