Herzinfarkt: Vorbeugen, Ursachen, Symptome erkennen & Therapie

Der Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis. Etwa 280.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Herzinfarkt – davon sind knapp 50% Frauen. Dank der guten medizinischen Versorgung (Notarzt, kardiologische Intensiv-Stationen usw.) überlebt heute mehr als die Hälfte der Betroffenen ihren ersten Infarkt – die Gefahr eines zweiten Infarkts ist jedoch hoch. Entsprechende Vorsorge ist daher dringend empfehlenswert. Beispielsweise haben speziell Raucherinnen ein viermal höheres Herzinfarktrisiko gegenüber Nichtraucherinnen. Nikotinabstinenz für ein Jahr würde die Infarktgefahr bereits um knapp 50% senken.

Ursachen & Risikofaktoren

Beim Herzinfarkt verschließt ein Blutgerinnsel (sog. Thrombus) plötzlich ein Herzkranzgefäß und unterbricht so die Sauerstoffversorgung in dem Teil des Herzmuskels, den dieses Gefäß versorgt. Damit ist der Herzinfarkt eine Komplikation einer Atherosklerose der Herzkranzgefäße (sog. Kononarsklerose), die den Herzmuskel mit Blut versorgen.

Wie man heute weiß, bilden sich die Blutgerinnsel allerdings nicht an den „alten“ verkalkten Gefäß-Engstellen, die Angina pectoris auslösen, sondern an „jungen“ cholesterinreichen Gefäßveränderungen (siehe auch Cholesterinerhöhung). Schon ein kleiner Riss in diesen „jungen Plaques“ führt schlagartig zur Anlagerung von Blutplättchen und zur Bildung eines Gerinnsels.

Risikofaktoren für den Herzinfarkt (ebenso wie für die Atherosklerose) sind: Familiäre Belastung, Geschlecht, Rauchen, erhöhtes Cholesterin, Bluthochdruck (4- bis 7-faches Risiko) und Zuckerkrankheit (4- bis 7-faches Risiko). Welche Rolle die Infektion mit dem Bakterium Chlamydia pneumoniae spielt, ist noch unklar.

Krankheitsbild

Typische Zeichen des Herzinfarktes sind starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die in den linken Arm, in den Oberbauch, den Nacken und zwischen die Schultern ausstrahlen. Der Schmerz hält lange an, lässt sich durch nichts mindern und ist mit Todesangst verbunden. Begleitend treten häufig Unruhe, Schweißausbrüche und vor allem bei Frauen Übelkeit und Erbrechen auf.

Je nach Schweregrad und Ort des Herzinfarkts können gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten, welche die Herzfunktion beeinträchtigen und zu Luftnot, Schock und plötzlichem Tod führen können.

Bei Zuckerkranken sind die Beschwerden deutlich geringer (sog. stummer Infarkt), da die Zuckerkrankheit die schmerzleitenden Nerven schädigt.

Auswirkungen & Folgen

Der plötzliche Verschluss eines Herzkranzgefäßes führt zu einer Unterbrechung der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Herzmuskel-Gebietes, das die verschlossene Arterie versorgt hat. In der Folge stirbt das Gewebe ab. Bei 40% der Patienten kommt es innerhalb der ersten Stunde zu Herzrhythmusstörungen. Es kann auch eine Störung der Herzklappenfunktion auftreten. Beide Störungen können zu einem lebensbedrohlichen Herzversagen führen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass der Patient rasch das Krankenhaus erreicht.

Langfristig kann der Verlust von funktionsfähigem Gewebe den Herzmuskel so schwächen, dass die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Eine fortschreitende Herzmuskelschwäche führt zum Tod.

Erkennung & Untersuchungen

Grundlagen der Diagnose „Herzinfarkt“ sind das Elektrokardiogramm (EKG) sowie der Nachweis einer Erhöhung bestimmter Enzyme, die aus dem Herzmuskel stammen. Im Ultraschall können manchmal Funktionsstörungen der Herzklappen sowie Veränderungen der Beweglichkeit des Herzmuskels nachgewiesen werden, die Rückschlüsse auf Ort und Ausdehnung des Infarktes zulassen.

Therapie

Der Herzinfarkt ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, der Patient muss daher so rasch wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden. Auf dem Transport erhält der Betroffene ein starkes schmerzstillendes Medikament, ein Beruhigungsmittel, Sauerstoff und gegebenenfalls ein Medikament gegen Herzrhythmusstörungen.

Im Krankenhaus wird heute in der Regel versucht, das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen und damit den Schaden am Herzmuskel durch den Sauerstoffmangel so gering wie möglich zu halten. Ob dies möglich ist, hängt von der Zeit, die zwischen Beginn der Beschwerden und Einlieferung, der Lage des Gerinnsels, dem Zustand der Herzkranzgefäße und individuellen Faktoren von Seiten des Patienten (Begleiterkrankungen, Gegenanzeigen usw.) ab.

Zur Verfügung stehen die Thrombolyse, d.h. die „Verflüssigung“ des Gerinnsels mit Medikamenten, sowie die Ballondilatation, d.h. die Aufdehnung der verschlossenen Stelle. Bei der Ballondilatation (PTCA, perkutane transluminale Koronarangioplastie) wird ein dünner Draht (Katheter) mit einem kleinen Ballon an der Spitze in das Gefäß eingeführt. Im Bereich der Engstelle wird der Ballon dann aufgeblasen.

Vorsorge

Bei der Vorsorge unterscheidet man zwischen der Vorsorge, bevor ein Infarkt eingetreten ist (Primärprävention) und der Vorsorge bei bereits bestehenden Veränderungen an den Herzkranzgefäßen bzw. nach einem Infarkt (Sekundärprävention).

Zur Vorsorge gehört in jedem Fall ein gesunder Lebensstil. Regelmäßige Bewegung und fettarme Kost vermindern nachweislich das Herzinfarktrisiko. Der Cholesterin-Spiegel sollte bei Herzgesunden unter 200 mg/dl, das sogenannte „schlechte“ LDL-Cholesterin unter 160 mg/dl liegen. Bei Frauen in den Wechseljahren kann auch der Ersatz der fehlenden weiblichen Geschlechtshormone das Infarktrisiko mindern.

Bei Patienten mit Veränderungen an den Herzkranzgefäßen bzw. nach einem Infarkt sollte das Gesamtcholesterin unter 200 mg/dl und das LDL-Cholesterin unter 130 mg/dl liegen. Ist dies nicht durch Diät zu erreichen, sind fettsenkende Medikamente angezeigt. Zu den Basis-Medikamenten zur Infarkt-Vorbeugung bei Patienten mit vorgeschädigten Herzkranzgefäßen gehören zudem Acetysalicylsäure, was die Gerinnungsneigung des Blutes herabsetzt, sowie sog. Beta-Blocker, die den Sauerstoffbedarf des Herzmuskels mindern. Sportliche Betätigung ist zu empfehlen – allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht (z.B. in Herzsport-Gruppen).

Umstritten ist der Nutzen von Vitamin E, das zellschädigende freie Radikale „neutralisieren“ soll. Ebenfalls nicht eindeutig bewiesen ist der Einsatz von Knoblauch- und Fischöl-Präparaten, die den Cholesterin-Spiegel günstig beeinflussen sollen.

Häufige Fragen

Ich habe immer wieder Schmerzen in der Brust. Kann das ein Herzinfarkt sein?

Diese Beschwerden sind nicht typisch für einen Infarkt. Beim Herzinfarkt lassen die Schmerzen nicht nach. Die Beschwerden können jedoch ein Hinweis auf einen drohenden Infarkt sein. Ein Arztbesuch ist hier dringend empfehlenswert.

Kann viel Sport einen Herzinfarkt auslösen?

Sport beugt bei Gesunden dem Herzinfarkt vor. Bei Menschen mit vorgeschädigten Herzkranzgefäßen kann jedoch ungewohnte körperliche Belastung zu einer Sauerstoffmangel-Versorgung des Herzmuskels führen. In selten Fällen kann auch ein Herzinfarkt auftreten.

Gibt es Anzeichen für einen drohenden Herzinfarkt?

Schmerzen hinter dem Brustbein bei körperlicher Belastung sind ein Zeichen für eine Schädigung der Herzkranzgefäße (Angina pectoris). Treten solche Schmerzen immer wieder auch in Ruhe auf, kann dies ein Zeichen für eine sog. instabile Angina pectoris sein, bei der nicht selten im weiteren Verlauf ein Herzinfarkt auftritt.

Ich habe einen erhöhten Cholesterin-Spiegel. Wie hoch ist mein Herzinfrakt-Risiko?

Ein erhöhter Cholesterin-Spiegel ist nachweislich ein Risikofaktor für den Herzinfarkt – aber es ist eben nur ein Risikofaktor unter vielen. Je mehr Gefährdungsfaktoren vorliegen, umso höher das Infarkt-Risiko. Von Bedeutung ist auch der quantitative Aspekt, d.h. je höher der Cholesterin-Spiegel, der Blutdruck, der Blutzucker-Spiegel usw., umso höher das Infarkt-Risiko.

Welches Gewicht hat das familiäre Risiko?

Die familiäre Belastung ist einer der wichtigsten Risikofaktoren – wobei allerdings auch berücksichtigt werden muss, dass nicht nur die Gene, sondern auch Lebensgewohnheiten z.B. Essverhalten, Bewegung, in der Familie weitergeben werden.

Was ist bei der ersten Hilfe bei einem Herzinfarkt wichtig?

Die erste Hilfe-Maßnahmen beim Herzinfarkt unterscheiden sich nicht von denen bei anderen Krankheiten. Wichtig ist darüber hinaus – wie immer – Ruhe bewahren und vermitteln, und so rasch wie möglich ärztliche Hilfe holen.

Wichtige Adressen

Deutsche Herzstiftung e.V.
Vogtstraße 50
60322 Frankfurt
Tel.: 069-9551280
Fax 069-955128313
Informationsmaterial, Bücher, Adressen von Selbsthilfegruppen, Beratungen (für Mitglieder) für Patienten und Angehörige mit Herz-Kreislauferkrankungen

Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation
Von Herz-Kreislauferkrankungen e.V.
Friedrich-Ebert-Ring 38
56068 Koblenz
Tel.: 0261-309231
Fax 0261-309232
Informationsmaterial, Adressen von Kliniken und Herzgruppen