Borreliose (Zeckenbiss): Ursache, Symptome, Test & Behandlung

Sie ist klein, hellbraun und gefährlich – die blutsaugende Zecke überträgt Krankheitserreger von Tieren auf den Menschen. In Deutschland erkranken jährlich 20.000 – 40.000 Menschen nach einem Zeckenstich an Borreliose. Bei jedem 3. Infizierten zeigt sich die Infektion mit einem roten flüchtenden Ring um die Zeckenstichstelle. In den restlichen Fällen beginnt sie ohne dieses diagnostisch wichtige Merkmal eines sichtbaren Zeckenstiches ganz unspezifisch mit Kopf- Gelenk- und Muskelschmerzen. Erst später – oft erst nach Monaten oder sogar Jahren – kann die Borreliose zur Entzündung der Hirnhäute, der Nerven und des Rückenmarks führen.

INFO Lyme-Krankheit:
Die Zecken-Borreliose wird deshalb Lyme-Krankheit genannt, da Forscher in der amerikanischen Stadt Lyme, Connecticut, zum ersten Mal beweisen konnten, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Gelenkentzündungen und Zeckenstichen besteht.

Ursachen & Risikofaktoren

Der Überträger der Krankheit ist die Zecke Info ( Ixodes ricinus , der gemeine Holzbock ). Zecken leben bevorzugt in Bodenähe. Sie „lauern“ auf Sträuchern, Gräsern und in Büschen, und lassen sich nicht, wie oft behauptet, von Bäumen herunterfallen. Menschen und Tiere streifen an Wegrändern, Wiesen, aber auch in Gärten und Parkanlagen die Zecke beim Vorbeigehen ab, die dann möglichst schnell an ihrem Opfer feuchtwarme Körperpartien aufsucht. Zecken sind sehr klein und geschickte Kletterer und wenn sie z.B. auf einen Menschen übergehen, halten sie sich an seinen Haaren oder Kleidern fest, um dann an eine unbekleidete Körperstelle vorzudringen.

Die Zecke an sich produziert zwar kein Gift, kann aber Krankheitserreger übertragen. Die Krankheitserreger der Lyme-Borreliose sind spiralförmig gewundene Bakterien (Borrelien). Weltweit kann man sich mit ihnen infizieren. In Europa kommen verschiedene Erregertypen (Borrelia burgdorferi Info und andere) vor. In einigen Gebieten sind sogar bis zu 50% der Zecken mit Borrelien bestückt

Krankheitsbild & Symptome

Ein erstes sicheres Anzeichen einer Borrelien-Infektion, das nur in etwa 30% aller Fälle auftritt, ist eine ringförmige Rötung der Haut um die Zeckeneinstichstelle. Diese Hautrötung breitet sich langsam kreisförmig aus und kann dann auch an anderen Körperstellen auftreten. Deshalb wird sie auch Wanderröte Info oder Erythema migrans genannt. Zudem zeigen sich häufig grippeähnliche Beschwerden Info. Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich treten gelegentlich Hirnnervenausfälle Info auf. Es kann zu Entzündungen des Gehirns und Nervenlähmungen(Neuroborreliose) kommen. Besonders typisch sind auch Arthritiden(Lyme-Arthritis), also Entzündungen der Gelenke, starke Muskelentzündungen und Knochenschmerzen, die häufig nachts auftreten.

Besonders an Händen und Füßen verfärbt sich die Haut der Betroffenen blaurot und wirkt geschwollen. Später bildet sie sich zunehmend zurück und wird dünn wie Zigarettenpapier. Obwohl das Immunsystem nach der Infektion Abwehrstoffe Info (Antikörper )gegen den Erreger bildet, kann es selbst nach sehr langer Zeit in manchen Fällen zusätzlich zu Erkrankungen der Haut, der Gelenke und des Herzens kommen.

Auswirkungen & Folgen

Selbst nach Monaten oder sogar Jahren kann die Borreliose zu chronischen Gelenkbeschwerden und zur Entzündung der Hirnhäute, der Nerven und des Rückenmarks führen. Durch Befall des Nervus facialis kann es zu (einseitigen) Lähmungen der Gesichtsmuskulatur kommen. Einige Betroffene klagen über unangenehmes Herzklopfen, das letztendlich Ausdruck einer Herzmuskelentzündung (Lyme-Karditis) oder einer Herzmuskelschwäche (Myokardinsuffizienz) sein kann.

Erkennung & Test

Nicht immer entwickeln die betroffenen Personen die für die Borrelieninfektion typische Wanderröte. Meist treten anfangs nur unspezifische Krankheitszeichen wie bei einer Grippe auf. Aus diesem Grund ist es immer wichtig festzustellen, ob der Patient sich an einen Zeckenstich erinnern kann. Mit einer Blutprobe lässt sich eine frische Borrelieninfektion bereits ca. 2 Wochen nach dem Zeckenstich feststellen. Ebenso kann der Arzt mit einer Blutprobe nachweisen, ob man sich bereits früher einmal in seinem Leben mit Borrelien infiziert hatte.

Erste Hilfe

Zecken sollten in jedem Fall sofort entfernt werden. Mit der Dauer des Saugakts steigt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Die Borreliose-Erreger sitzen im Dam der Zecke und dringen erst mindestens 20 Stunden nach Beginn des Saugaktes in die Blutbahn des Menschen ein.

Die Zecke sollte so nah wie möglich mit einer speziellen Pinzette oder den Fingernägeln an der Haut erfasst werden und langsam und unter vorsichtigem Drehen herausgezogen werden. Es ist gleichgültig, ob die Zecke nach inks oder rechts herausgedreht wird. Wichtig ist, daß Sie nicht an der Zecke ziehen. Dadurch würde sich die Zecke stärker im Gewebe verhaken, wodurch der Körper vom Kopf abgerissen wird. Der Kopf verbleibt dann in der Stichstelle und muß von einem Arzt entfernt werden. Das Quetschen oder Zerdrücken des Zeckenkörpers sollte ebenfalls unbedingt vermieden werden.

Ebenso sollte man auf gar keinen Fall die Zecke mit Öl, Klebstoff oder Nagellack traktieren, in der Hoffnung, dass sie sich wieder von alleine löst. Aufgrund der chemischen Substanzen in diesen „Hilfsmitteln“ ist es möglich, dass die Zecke irritiert wird und sich erbricht. Da sich der Borreliose-Erreger in deren Verdauungstrakt befindet, können somit erst recht Erreger übertragen werden. Der Hausarzt muss unverzüglich die Stichstelle untersuchen und über weitere Vorgehensweisen aufklären.

Therapie

Die Krankheit ist, besonders im akuten Stadium, mit Antibiotika sehr gut zu heilen.
Bei inkonsequenter Therapie kann die Borreliose allerdings chronische Beschwerden, in erster Linie Gelenkschmerzen und Lähmungen, hinterlassen. Auch wenn man sich schon einmal mit Borrelien infiziert hat, ist es trotzdem möglich, dass man erneut an der Lyme-Borreliose erkrankt, man ist also nicht sicher immun. Bisher gibt es gegen die in Europa vorkommende Lyme Borreliose noch keinen Impfstoff.

Vorsorge

Um das Risiko vor Zeckenstichen möglichst gering zu halten, ist es ratsam, z.B. für jeden Besuch im Wald mit geschlossener Kleidung, die auch Kopf und Nacken bedeckt, und eventuell auch insektenabweisenden Mitteln vorzubeugen. Jedoch lassen sich mit diesen Vorkehrungen Zeckenstiche nicht völlig verhindern. Nach jedem Aufenthalt in der Natur ist es wichtig, den Körper – besonders bevorzugte Bissstellen wie Hals, Haarbereich des Kopfes, Ohren und Beine – gründlich nach Zecken abzusuchen.

Aktuelles

In den USA gibt es zwar bereits einen von Freiburger und Heidelberger Forschern entwickelten Impfstoff, der jedoch nur gegen die dort vorkommenden Borrelien-Typen schützt. Da in Europa aber andere Typen der Borrelien vorkommen, ist es hier bisher noch nicht gelungen, einen wirksamen Impfstoff herzustellen. Der amerikanische Impfstoff stellt nur einen geringen Schutz in Europa dar. Die Forscher arbeiten derzeit an einem sogenannten trivalenten Impfstoff, der gegen alle eurpäischen Borrelientypen schützt. Ebenso versucht man zur Zeit, möchte man die Durchseuchung der Zecken in Europa dokumentieren, um Risikogebiete für Borreliose zu kennzeichnen.

Häufige Fragen

Wie kann ich mich vor Zecken bzw. Zeckenstichen schützen?

Man sollte vor jedem Waldbesuch o.ä. mit geschlossener Kleidung und eventuell auch insektenabweisenden Mitteln vorbeugen.

Ganz wichtig: Nach jedem Aufenthalt in der Natur den Körper – besonders bevorzugte Bissstellen wie Hals, Haarbereich des Kopfes, Ohren und Beine – gründlich nach Zecken absuchen. Auch sollten Haustiere, die sich im Freien aufhalten, regelmäßig nach Zecken abgesucht werden.

Wo bin ich gefährdet?

Man kann sich weltweit eine Infektion mit Borrelien zuziehen. Die Borreliose kommt in Mittel-, Ost-, und Nordeuropa, außerdem in Nordamerika und Australien vor. 10-15% aller europäischen Zecken tragen den Erreger Borrelia burgdorferi, in einigen Gebieten können sogar bis zu 50% der Zecken die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen. Leider gibt es noch keine Karte, auf der die Gebiete mit erhöhtem Risiko verzeichnet sind.

Wichtige Adressen

Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn
Tel: 0228 – 287 32 11
Fax: 0228 – 287 33 14

Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin
Thielalle 88 – 92
D – 14195 Berlin
Tel: 030 / 8412 – 4300
Fax: 030 / 8412 – 4970

INFO Zecke:
Die Zecke ist im ausgereiften Stadium 1-2 mm groß und mit ihrem flachgedrückten, hellbräunlichem Körper gehört sie zur Gruppe der Spinnentiere. Man unterscheidet in den einzelnen Entwicklungsstufen der Zecke zwischen Larve, Nymphe und erwachsener (adulter) Zecke. Bei den Larven findet man drei Beinpaare, bei den etwas größeren Nymphen und Adulten jeweils vier. Die Weibchen ernähren sich vom Blut der Säugetiere, Vögel und Reptilien, aber auch des Menschen. Dabei saugen sie sich an der Oberfläche der Haut fest und können nach ihrer Blutmahlzeit eine Körpergröße von 1 cm erreichen. Da ihr Speichel betäubende Substanzen enthält, wird der Zeckenstich in bis zu 50% aller Fälle nicht sofort bemerkt.

Die Zecke produziert zwar kein Gift, kann aber verschiedene Krankheitserreger übertragen. bei ihrer Blutmahlzeit ist es möglich, daß sie ihr „Opfer“ mit Viren und Bakterien infiziert. Die häufigste durch Zeckenstich übertragene Infektionskrankheit in Europa ist die Lyme Borreliose. Sie wird durch das Bakterium Borrelia burgorferi verursacht.

Wesentlich seltener aber komplikationsreicher ist die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), bei der ein Virus für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich ist.

Wie alle Spinnentiere verfügt die Zecke über einen Stechapparat. Daher spricht man vom Zeckenstich (nicht Zeckenbiss). Dieser Stechapparat verfügt über starke Widerhaken, mit denen sich die Zecke im Gewebe verhakt.