Tauchen: Tauchtauglichleit & Risiken

Kristallklares Wasser, angenehme Wärme, entspannende Ruhe, unbeschreibliche Vielfalt von Leben und Formen: Glaubt man enthusiastischen Sporttauchern, so gibt es nichts Schöneres als die vielgestaltige Unterwasserwelt. Übereinstimmende Ansicht: Wer einmal diesem Urlaubshobby nachging, tut es immer wieder. Dafür spricht auch die stets wachsende Zahl der Tauchsportler (in Deutschland sind es mindestens 50 000) und der Boom von Tauchschulen an den südlichen Stränden. Der „Schnorchler“ wird sich den oberflächlichen Eindrücken sicher ohne besondere Warnungen hingeben können.

Anders ist es jedoch bei den „richtigen“ Tauchgängen, die bei allen genannten Vorzügen nicht ohne gesundheitliche Risiken sind. Sie resultieren nach Experteneinschätzung aus dem von der Tauchtiefe abhängigen höheren Umgebungsdruck, der unphysiologischen Pressluftatmung, durch Gefahren von Lebewesen und Bedingungen unter Wasser. Bei allem Spaß an diesem Urlaubsvergnügen muss man davon ausgehen, dass sich der Mensch dabei in einem für ihn unphysiologischen, „lebensfeindlichen“ Milieu aufhält.
Das bedeutet für den Organismus der Taucher eine erhebliche Belastung.

Was muss man selbst beachten?

Die Verantwortung für die eigene Tauchsicherheit hat trotz aller apparativen Ausrüstungen, technischer Kontrollen und Sicherheitsbestimmungen letztlich der Sporttaucher selbst. Er muss gewährleisten, dass der Tauchgang seinen Organismus nicht übermäßig strapaziert und Risiken unvermeidbar werden.

Es muss daher unbedingt vor den ersten Tauchgängen, auch vor der Teilnahme an einem Tauchkursus, durch einen sachkundigen Arzt die prinzipielle Tauchtauglichkeit festgestellt und attestiert werden.

Ein derartiges ärztliches Zeugnis gilt nicht lebenslang, sondern muss alle ein bis zwei Jahre erneuert werden. Leider wird diese Forderung durch manche exotische Tauchschulen sehr leger behandelt. Außerdem ist zu beachten, dass die prinzipielle Tauchtauglichkeit erheblich von der Tagesform (z.B. bei Erkrankungen, Übermüdung, Medikamenteneinnahme, Alkoholgenuss, Atemwegserkrankungen, Durchfälle u.ä.) beeinflusst wird.

Einige spezielle gesundheitlichen Probleme des Tauchens werden meist unterschätzt:

  • In tropischen Regionen, den bevorzugten Tauchparadiesen, herrschen oft Wassertemperaturen von 30° und mehr. Das wird als angenehm empfunden und verlockt zu Langzeit-Aufenthalten unter Wasser. Was zu wenig berücksichtigt wird: Im Wasser kann man nicht Schwitzen! Wenn bei körperlicher Anstrengung die Wärmeproduktion zunimmt, kann dieser Überschuss nicht ausreichend an die Umgebung abgegeben werden, zumal auch die Tauchanzüge die Wärmeabgabe reduzieren. So kann es – eigentlich eine groteske Situation – unter Wasser in den sehr angenehmen Temperaturen zum Wärmestau und zum Hitzekollaps mit allen gefährlichen Folgen kommen.
  • Auch das Gegenteil ist zu beachten: In tropischen Gewässern können ab 30 m Tiefe auch sprunghaft Temperaturabfälle von 10° und mehr auftreten, so dass auch die Unterkühlungsgefahr besteht. Dadurch kann es zu einer bedrohlichen Kreislaufstörung kommen. Das Muskelzittern, mit dem der Körper innere Wärme durch Stoffwechselanregung produzieren will, kann die Kraftreserven des Tauchers rasch aufbrauchen.
  • Eine bekannte Gefahr ist das „Überatmen“ (Hyperventilation) unter Wasser. Durch körperliche Anstrengung und Aufregung bzw. Ängste steigt die Atemfrequenz an. Das verschlechtert die Sauerstoffversorgung im Organismus, obwohl eigentlich mehr sauerstoffreiche Luft zugeführt wird. Außerdem kommt es zu Veränderungen in der Zusammensetzung der Körpersäfte (Säure-Basen-Gelichgewicht). Das kann die Reaktionsfähigkeit beeinflussen und so gefährlich werden. Sogar Ohnmachtsanfälle sind dadurch möglich.
  • Auch Angst führt eventuell zu Hyperventilation. Wer trotz großer Ängste (vor Haien, dem Dunklen einer Unterwasserhöhle u.ä.) trotzdem tauchen will, gefährdet sich!
  • Raucher haben ein zusätzliches Risiko. Beim Rauchen von etwa 20 Zigaretten pro Tag wird der Anteil des sauerstofftransportierenden Blutfarbstoffes um mindestens 5% vermindert. Das kann bedeuten, dass der Sauerstoff aus der Pressluft nicht in ausreichendem Maße in die verschiedenen Körperregionen transportiert werden kann.
  • Pressluft ist in der Regel trocken und enthält nicht – wie die normale Atemluft – Feuchtigkeit. Das kann bei empfindlichen Menschen die Atemwege reizen und zu asthmaähnlichen Reaktionen führen (Hypereagibilität).
  • Das häufigste Problem beim Tauchen ist jedoch das sog. Barotrauma. Alle 10 Meter Tauchtiefe erhöht sich der Druck um 1 bar. Dadurch wird mehr Gas in den Körperflüssigkeiten gelöst. Ohne auf die physiologischen Einzelheiten eingehen zu können: Dadurch können Ohrenschmerzen, Kopfschmerzen, Völlegefühl u.a. auftreten. Wird die Tauchtiefe zu rasch verlassen, dann kommt es zur gefürchteten Dekompressionskrankheit. Wie bei einer Seltersflasche, die plötzlich geöffnet wird, kann der abfallende Druck dazu führen, dass kleine Gasbläschen im Blut auftreten, die zu Gelenkbeschwerden, Hautreizungen und akuten Durchblutungsstörungen (Mikroembolien) in allen Geweben führen können. In 90% der Fälle treten diese Beschwerden innerhalb von 6 Stunden nach dem Auftauchen ein. Sie können sich aber auch noch nach einigen Tagen manifestieren.

Auf die Risiken durch Bisse und andere Verletzungen wird an anderer Stelle der Reiseapotheke hingewiesen.

Wann muss der Arzt entscheiden?

Noch einmal: Grundsätzlich muss bei jedem Tauchsportler der Arzt die Tauchtauglichkeit feststellen! Es gibt jedoch einige Krankheiten, bei denen der Arzt speziell befragt werden muss (und meistens die Tauchtauglichkeit verneinen wird). Dazu gehören:

  • Asthma
  • Lungenüberblähung (Emphysem)
  • Tuberkulöse Lungengewebs-Einschmerzungen
  • Sogenannte obstruktive Atemwegserkrankungen
  • Herzerkrankungen
  • Chronische Nierenentzündungen
  • Zystennieren
  • Zuckerkrankheit
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Blutkrankheiten
  • Viele psychische Erkrankungen (Psychosen, u.a.m.)
  • Nervenleiden (z.B. Epilepsie)
  • Durchblutungsstörungen (z.B. des Gehirns, des Herzens)
  • Krankheiten des Bewegungsapparates

Hinweise
Wegen der Gefahr der Dekompressionskrankheit dürfen Sie 24 Stunden vor und nach der Rückreise keinen Tauchgang mehr unternehmen!

Nehmen Sie Verletzungen bei einem Tauchgang ernst. Durch das Salzwasser wird die Haut zusätzlich geschädigt, und Verunreinigungen dringen schneller ein.